Universelle Weisheit

Hallo euch allen. Onegaishimasu. Ich hoffe euch allen geht es gut heute. Okay. Ich habe ein Shokushu für euch. Nr. 7, Lebendige Ruhe. 

“In ihrem natürlichen Zustand ist das Gewicht von Objekten immer an ihrer Unterseite. Wenn in unserem Körper das Gewicht eines jeden Teils an der Unterseite ist, dann haben wir die Erfahrung von Ruhe. Ruhe ist der Zustand unseres Geistes, der alle Dinge klar reflektiert, wie die stille Oberfläche des Wassers. Ist dort der Mond, so wird der Mond gespiegelt. Ist dort ein fliegender Vogel, so wird ein fliegender Vogel gespiegelt. Ruhe ist unser ursprünglicher und natürlicher Zustand. Wenn wir dies verstehen, können wir wahre und lebendige Ruhe erfahren.” 

Ich dachte das passt zu unserem Thema heute Abend, welches Tohei Sensei’s Spruch ist: “Wenn du mit dem Universum eins bist, dann kannst du universelle Weisheit erkennen.”
Sayaka, könntest du das bitte auf Japanisch vorlesen?
(Sayaka liest vor) 

Okay. Vielen Dank. 

Tohei Sensei begann seine öffentlichen Vorführungen recht häufig indem er sagte „Ich bin das Zentrum des Universums.” Er sagte das besonders gerne im Westen, wo es die Leute auf die Palme brachte, aber natürlich fügte er schnell hinzu „Und auch jeder von euch ist das Zentrum des Universums.“

Also, wenn ich euch sage, dass ich mit dem Universum eins bin, dann werde ich schnell hinzufügen, dass auch jeder von euch eins mit dem Universum ist. Natürlich wisst ihr das, denn es ist euer Geburtsrecht. Tohei Sensei sagt hier, „Wenn du mit dem Universum eins bist, dann kannst du universelle Weisheit erkennen.” Nun, ihr seid eins mit dem Universum. Er sagt nicht, dass ihr universelle Weisheit erkennen werdet. Er sagt ihr könnt universelle Weisheit erkennen. Heisst, es ist möglich. Es ist nicht wahrscheinlich, zumindest nicht unmittelbar. Für die meisten von uns, sind wir weit entfernt von universeller Weisheit als einem dauerhaften Zustand.  Mit anderen Worten, jeder von uns ist aus dem Ki des Universums geboren. Wir sind dauerhaft eins mit dem Universum, aber wegen der Art wie unsere Konditionierungen in unserem Unterbewusstsein konstruiert wurden, sind wir im Grunde blind gegenüber dieser Tatsache. 

Also, wir erfahren das Einssein mit dem Universum nicht die ganze Zeit. Nun, jeder von euch hat wahrscheinlich schon mal Momente gehabt in denen ihr eins mit dem Universum wart, dieses Einssein erkannt habt, dass es in euch erschienen ist. Also hattet ihr einen Moment von universeller Weisheit. Es ist wie eine plötzliche Erkenntnis. Shinichi Sensei nennt es gerne „Ki ga tsuku”. Mit anderen Worten, es ist ein „aha” Moment. Ein Moment plötzlicher Erkenntnis. „Oh, das ist es was hier geschieht!” Nun, wie ihr vielleicht sehen könnt, gibt es hier verschiedenste Level. Wenn euch jemand einen Witz erzählt und ihr ihn versteht, dann ist das universelle Weisheit. Nun, es ist zumindest eine Art Weisheit. Sie ist vielleicht nicht universell, aber erkennbar, denn jeder im Raum versteht es. 

Tohei Sensei war interessant. Er suchte ständig nach dem Prinzip, oder sogar der „Wahrheit“ wie er gesagt hätte, das eine universelle Wahrheit ist. Eine der jeder zustimmen kann. So etwas ist sehr schwierig, denn wir haben so viele so verschiedene Kulturen in dieser Welt, und wir haben so viele verschiedene Arten Dinge wahrzunehmen, und … nun, sogar so viele Arten der Anforderungen. Unsere Kultur stellt Anforderungen, oder die Gesellschaft in der wir leben stellt Anforderungen, dass wir Dinge auf eine bestimmte Art wahrnehmen, und wenn wir diese nicht so sehen, dann sagt sie dass mit uns etwas nicht stimmt.

Tohei Sensei war immer auf der Suche nach dem, das diese kulturelle Anforderungen transzendiert. Ein gutes Beispiel wäre die Goldene Regel. Ich denke jedes menschliche Wesen versteht, dass wir gut beraten sind, andere immer so zu behandeln wie man selbst behandelt werden möchte. Meint ihr nicht auch? Das war es wonach Tohei Sensei immer suchte, und es bereitete ihm viele Freude zu sagen, dass jeder das Zentrum des Universums ist, weil keiner sagen kann „ich nicht“. Zuerst, musst du schauen, und wenn du es nicht sehen kannst, dann kannst du es auch nicht sagen. Genauso ist es mit universeller Weisheit. 

Die fünf Dinge, die mir in den Sinn kommen wenn ich über dieses Thema nachdenke, betreffen das was in uns passieren muss damit universelle Weisheit zum Vorschein kommen kann, und diese fünf Dinge sind Ruhe, Einsicht, gesunder Menschenverstand, Demut, und Geduld. Ich werde diese später vielleicht noch näher erläutern. Ich denke jetzt möchte ich erst mal ein wenig Ki-Atmung machen. 

(13 Minuten Ki-Atmung) 

Also, Tohei Sensei sagt, wir müssen eins mit dem Universum sein um universelle Weisheit zu entdecken. Nun, das bedeutet dann, dass Weisheit keine Art esoterisches Add-on ist, etwas das man erwerben oder erlernen kann, wie Wissen, sondern dass es immanent ist. Es ist etwas mit dem wir geboren sind. Es gilt es zu entdecken, und wie ich erwähnte, da stehen Dinge im Weg die es uns schwer machen. Annahmen. Erwartungen. Nun, wenn wir einen solchen Charakter aufgebaut haben, wie wir das alle haben, dann haben wir natürlich alle möglichen Erwartungen. Ein gutes Beispiel ist wenn wir in der Meditation sitzen. Wir haben Bücher gelesen. Wir haben mit anderen Menschen gesprochen. Wir haben mit Lehrern gesprochen. Wir wissen genau worum es geht. Also, irgendwie denken wir, dass wir einfach nur warten müssen damit „es“ geschieht. Auf der einen Seite ist es für uns natürlich da so heran zu gehen, aber auf der anderen Seite ist es irgendwie die Erwartung, auf etwas in der Zukunft zu stoßen, die genau das wegstößt, denn es ist immer da draußen in der Zukunft, wie ein Ziel, oder? Eine Erwartung ist wie ein Ziel, eine Annahme dass etwas geschehen wird. 

Diese Worte, die euch euch gab, können uns viele Hinweise geben  hinsichtlich der Natur dieser Erfahrung des Einsseins mit dem Universum, und dadurch etwas zu erfahren das man universelle Weisheit nennen könnte. 

Ruhe ist das erste. Also, wenn wir sitzen… nun, wir wissen, wenn wir einfach hören, unsere Augen schließen und ganz aufmerksam hören, dann werden wir sofort sehr ruhig. Genauso wenn einfach alles auf einmal sehen, ohne Bewertung oder Erwartung, dann werden wir sehr ruhig, und es ist nur das aufmerksam sein, das uns ruhig macht. So einfach ist das, Leute. Also, wenn wir in Meditation sind, wir fühlen, mit genau der gleichen Art von Aufmerksamkeit, wir fühlen in-unserem-Körper-sein, und dieses Gefühl müssen wir auch schon gehabt haben wie wir im Mutterleib waren, denn es ist komplett vertraut und natürlich, und es fühlt sich an als das was wir sind. Es fühlt sich ursprünglich an. Es fühlt sich so an, dass es keiner Veränderung bedarf, okay? 

Nun, an dieser Stelle muss ich noch etwas erwähnen. Ich sagte wir hatten alle die Erfahrung von Erwachungen, kleinen Erwachungen, okay? Im Zen nennen sie diese kensho. Ich mag das. Sie haben einen Namen dafür. Das ist cool. Nun, im Westen haben wir dafür keine Bezeichnung. Wir sagen einfach etwas wie „Aha, ich verstehe!” Aber wenn du über irgendeine Erkenntnis auf einem höheren Level sprechen möchtest, etwas das dicht an unserem ursprünglichen Wesen ist, das ist was sie dann kensho nennen. Und wie ist das so? Es ist wie… der Geist pausiert in diesem Moment. Das konstante innere Geplapper, die ständigen Instruktionen, das Bewerten, die Annahmen und Erwartungen, die in unserem Geist abgehen aufgrund dessen was in unserem Unterbewusstsein ist. Diese Dinge hören auf. Wenn wir sehr, sehr ruhig werden, weil wir tiefer und tiefer achtsam sind, dann hören sie auf. Und wenn das geschieht, dann ist da eine Art Erwachen. Also, irgendwie gehen wir von hier, könnt ihr das sehen, hoch nach hier, auf dieses neue Level, sagen wir mal so. Nun, wenn du einmal auf diesem neuen Level bist, dann gibt es da zwar wieder ein kleines Absinken, aber du gehst nie wieder zurück dahin wo du warst bevor es geschah. Es kann ziemlich erregend sein wenn dieses kleine Erwachen geschieht, aber dann gewöhnst du dich nach und nach daran. Was passiert ist, dass unser Geist und Körper sich daran gewöhnen, ein Gefährt für so viel mehr Energie zu sein. Nun können wir so viel mehr von unserem ursprünglichen Wesen erkennen, und so viel mehr von universeller Weisheit steht uns zur Verfügung, und diese Art Leiter setzt sich fort durch unser ganzes Leben. Jedes Mal wenn da ein Erwachen ist, dann ist da ein Aufsteigen hoch zu mehr Klarheit, und dann lernen wir darin zu leben, und immer so weiter.

Wenn du über die Jahre immer weiter praktizierst, und wenn deine Praxis immer intensiver wird, dann kann das anfangen früher zu geschehen, und wenn sie weniger intensiv ist, dann geschieht es später, oder überhaupt nicht. Aber solange du praktizierst, so wird es für dich normal, immer dichter und dichter und dichter an diesem universellen Wesen zu leben. Tohei Sensei’s nennt es „universelle Weisheit” und nicht „Universelles Wissen”. Mit anderen Worten, es ist nicht so, dass du etwas weisst was du vorher nicht wusstest. In dieser Beziehung gibt es nichts zu lernen. Man erhält nur Einblicke in, und lernt dann zu leben in der Präsenz unseres ursprünglichen Wesens. 

Während diese Dinge geschehen, sind es bestimmte Charakteristiken, die es wahrscheinlicher für uns machen zu unserem ursprünglichen Wesen zu erwachen, und Ruhe war die erste die ich erwähnt hatte. Nun, Ruhe ist, einfach in diesem Zustand ganz tief zu ruhen, mit all deiner Achtsamkeit. Mit anderen Worten, Tohei Sensei sagt das Gewicht ist immer natürlicherweise an der Unterseite. Das Gewicht ist automatisch an der Unterseite in jedem Atom unseres Körpers, solange da keine unnötige Nervosität ist, Angst, Stress, Versuche etwas zu erlangen, Ambition. 

Das zweite ist Einsicht. Natürlich, Einsicht ist unsere Fähigkeit eine Situation zu durchschauen, oder sogar eine Person, die Illusion zu durchdringen. Einsicht ist ein unmittelbares Sehen in die Art wie etwas wirklich ist. Und deswegen ist unsere Praxis das Bemerken. Wenn wahres Bemerken geschieht, dann können wir das Einsicht nennen. Dieses wirklich durchschauen was geschieht, was in uns aufkommt, und was außerhalb von uns geschieht. Etwas außerhalb von uns Aufkommendes kann oft etwas sein mit dem wir nicht einverstanden sind, das wir nicht mögen, und das ist das was uns am wahrscheinlichsten beim Erwachen hilft. Das ist so, weil wenn wir etwas nicht mögen, dann bedeutet das da ist etwas in uns, das wir nicht erkennen. Ich bin in meinem Leben oft eine sehr arrogante Person gewesen, und ein großer Teil meiner Erfahrungen erwuchs aus dieser Art die Welt zu sehen. Und als ich begann das zu bemerken, mir dieser Arroganz bewusst zu werden, dann war das erste was ich dachte, nun, dass das bedeutet ich muss diese Arroganz loswerden, weil ich niemals mein natürliches Selbst sein kann wenn ich sie nicht loswerde. Aber, sie loszuwerden ist gleichbedeutend mit gegen sie kämpfen. Also es stellt sich heraus, dass es recht arrogant von mir war zu denken ich könnte die Arroganz loswerden! Das ist das Ego, das versucht sich selbst loszuwerden. Es ist verrückt. Also, so geht das überhaupt nicht. Es ist vielmehr zu lernen, das eigene Wesen zu akzeptieren und anzuerkennen, was auch immer es ist, und dann wird es viel leichter damit zu leben, denn es hat nun keine Macht mehr uns noch länger zu versklaven. Wenn es uns nicht bewusst ist, oder es uns nur bewusst ist, weil wir uns dessen schämen, weil wir denken wir müssten es loswerden, oder dass es schlecht ist, dann erhält es seine Macht. Wann immer wir denken etwas ist schlecht, oder gut, das entfernt uns von unserem ursprünglichen Wesen. Das entfernt uns von Ruhe. Es entfernt uns von Einsicht.

Das nächste ist „common sense“ (dt.: gesunder Menschenverstand). Nun, freilich, gemeint ist „good sense“ (dt. guter/gesunder Menschenverstand), denn er ist nicht immer „common“ (dt.: üblich), aber im Englischen sagen wir „common sense“. Was das meint, ist: „Komm schon. Lass es sein. Sei einfach aufmerksam, und du wirst sehen was üblicherweise jeder weiß, das was offensichtlich sein sollte.“ Oder anders ausgedrückt, das zu sehen was offensichtlich sein sollte. Das ist „common sense“. 

Der nächste ist Demut. Wir nehmen oft an, das Gegenteil von Demut wäre Arroganz. Aber eigentlich kann als das Gegenteil von Demut auch die Ambition gesehen werden, denn Ambition ist die ultimative Art des Egos zu denken es wäre zuständig für sein eigenes Wohlbefinden, und wenn es nicht seine Umwelt manipuliert und kontrolliert, dann wird es niemals werden was es werden möchte. Das arbeitet einfach nur gegen uns wenn es um unser ursprüngliches Wesen geht, denn was uns davon abhält es zu sehen sind genau diese Schichten von Selbst-Kontrolle die wir uns zulegen. Und wenn wir das loslassen, dann können wir vielleicht Demut haben.

Und der letzte ist natürlich Geduld. Sehr, sehr schwer für uns alle. Wir tun uns sehr schwer, nicht wahr, jetzt gerade warten zu müssen herauszufinden wer nun Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird [dies war im Nov. 2020 vor der Verfügbarkeit von endgültigen Wahlergebnissen]. Es dauert sehr lange. Und so wird unser aller Geduld getestet, aber Geduld ist nicht zu warten auf etwas, das du erwartest dass es eintritt. Wahre Geduld ist wie in der Geschichte über den Bauern und seinen Sohn und seine Frau und das Pferd, die ich euch schon so oft erzählt habe. Wahre Geduld ist wie „Nun, wir werden sehen. Wir werden warten und wir werden sehen was geschieht.“ Es könnte sein, dass das was gerade geschieht gut für mich sein könnte. Es könnte eine Sache sein die mir Freude bereiten wird. Es könnte eine Sache sein, die mir und dir Schmerz bereiten wird. Wir wissen es noch nicht. Geduld heißt es beiseite zu stellen, hier in diesem Moment zu ruhen, und do arbeiten wir gerade alle damit gerade jetzt in dieser speziellen Situation, aber es trifft auf alles zu das wir tun. 

Ich möchte nach eine Sache sagen über Intelligenz. Intelligenz ist nicht erforderlich für universelle Weisheit. Sie könnte helfen, oder auch nicht, aber sie ist nicht erforderlich, und Intelligenz zu besitzen ist in keiner Weise ein Indiz dafür, dass du universelle Weisheit hast. Diese zwei sind überhaupt nicht das Gleiche. Ein gewisser Teil Intelligenz mag angeboren sein, und natürlich kann sie auch entwickelt werden. Aber Intelligenz bezieht sich auf deine Fähigkeit, Wissen zu qualifizieren und zu quantifizieren, über Dinge etwas zu wissen, woraus sie bestehen, wie sie funktionieren, usw. Das ist alles gut, aber es ist nicht universelle Weisheit. Die kann nicht entwickelt werden. Sie kann nicht angeeignet werden. Sie kann nicht verbessert werden. Sie ist etwas ursprünglich Vorhandenes. Sie ist das ursprüngliche Wesen unseres ursprünglichen Wesens, des Einsseins mit dem Universum. 

(15 Minuten Diskussion in kleinen Gruppen)

Schüler: Das ist ein anspruchsvolles Thema, denke ich. Letztlich fanden wir zu der Ansicht, dass es irgendwie einfach manchmal geschieht. Manchmal haben wir kurze Einblicke, oder wir haben Momente des Verstehens die klar erscheinen, und dass sie plötzlich kommen und oft wenn wir sie am wenigsten erwarten, während niederer Tätigkeiten, oder vielleicht gar beim Schlafen, und es ist dann etwas das klar ist und einfach unwiderstehlich. Vielleicht ist es eine Entscheidung, die getroffen werden muss, und die plötzlich ganz klar erscheint. Wir sprachen auch über, nun, diese Idee der leeren Tasse des Nicht-Wissens und des Nicht-Denkens, und so ist denke ich unsere Frage: Was ist die Beziehung zwischen Nicht-Wissen und universeller Weisheit? 

Das ist eine gute Frage. Im 14. Jahrhundert schrieb jemand ein Buch mit dem Titel „Die Wolke des Nichtwissens“. Der Autor ist anonym, und er war ein christlicher Mystiker. Im Wesentlichen, die katholische Kirche hatte, wie alle Organisationen die nach Erwachen streben, eine Menge Rituale, eine Menge Regeln, eine Menge Dinge die man befolgen musste, die man tun musste, um eins mit Gott zu werden, und derjenige der das Buch schrieb hatte einfach genug von all dem. Weisst du, Erleuchtung durch Übersättigung. Er hatte einfach keine Lust mehr darauf, und er sagte nein, das ist es überhaupt nicht. Wir stehen uns alle selbst im Weg mit all diesem Zeug. Wir müssen akzeptieren, dass wir gar nichts wissen, und einfach dem Weg des Universums folgen. Das ist was wir im Ki-Aikido sagen. Folge dem Weg des Universums, was heisst, sei einfach dein ursprüngliches Selbst. Ich sage immer, dass Erwachen bedeutet in der Lage zu sein zu akzeptieren, dass wir nichts wissen, und dass das okay ist. Das ist Leben in der Wolke des Nichtwissens. 

Schüler: Du hast vorhin erwähnt wie Tohei Sensei Gesellschaft und Kulturen transzendieren wollte, indem er Ideen findet denen alle zustimmen können, oder denen niemand nicht zustimmen kann, und wie er nach diesen Dingen gesucht hat, und so kam er auf „Ich bin das Zentrum des Universums, und ihr alle seid auch das Zentrum des Universums.“ Konzeptionell denke ich darüber, und so wurde es mir wahrscheinlich erklärt, dass weil das Universum unendlich ist, dann ist das Zentrum davon gleichzeitig überall und nirgends, aber was bedeutet das? Ich bin das Zentrum des Universums, in meiner Erfahrung? Wie überträgt sich das in unsere tatsächliche Praxis? 

Solange wir in einem Körper sind, leben wir an einem Ort der Zeit und des Raumes, die Dimensionen haben. Das ist messbar.  Ich bin hier drüben auf Maui, und du bist dort drüben in Seattle. Wir wissen das. In solch einer Welt leben wir. Und so denken wir darüber. Dann müssen wir, so sagt er, denken, dass dies (zeigt dabei auf den Einen Punkt in seinem Unterbauch) das Zentrum ist, und alles andere das Universum, okay? Lass es mich am Beispiel der Ki-Atmung zeigen. Nun, Ki-Atmung ist zunächst Ganzkörperatmung, okay? Also, das sind einfach Körper und Geist die da ein- und ausatmen, ein und aus, auffüllen, ausleeren, auffüllen, ausleeren. Aber dann in Universeller Atmung, bist du das Zentrum und du atmest aus in das ganze Universum, und dann wenn du einatmest, dann nimmst das ganze Universum herein, nicht wahr? Und dann ist danach noch eine Stufe, und die wird musoku genannt, oder „keiner der atmet”, okay? Nun, das Zentrum ist das womit wir arbeiten müssen solange wir in einem menschlichen Körper sind, denn wir sehen subjektiv alles als Objekte, inklusive unseres eigenen Körpers, mit uns als Subjekt. Nun, Tohei Sensei sagt, geh zum Zentrum von all dem, und dieses ist unendlich klein, und dann schaue nach draußen und sehe, dass das unendlich groß ist. So dass, wenn du in deinem ursprünglichen Zustand bist, dich das unmittelbar musoku erfahren lässt. Das wird dich unmittelbar sehen lassen „oh, alles ist unendlich”. 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir die Art von Erklärung gebe nach der du hier suchst. Wenn wir davon sprechen, das Zentrum des Universums zu sein, dann ist das tatsächlich eine sehr relative Sache, oder nicht? Ich denke das ist es, was ich rüberzubringen versuche. Der Körper hält nicht ewig, aber solange wir hier in diesem Körper sind, in diesem dimensionalen Raum, solange können wir auch die ganze Zeit auf diese Art das Zentrum von all dem erfahren, okay? 

Schüler: Vielen Dank, Sensei. 

Schüler: Ich denke unsere Frage drehte sich um die Beziehung zwischen Wissen und Unschuld, welche in der Essenz bedeutet nicht zu wissen, oder? Wie zum Beispiel, da ist ein Moment in dem du erleuchtet bist durch ein plötzliches Erkennen. Du hast einen „aha”-Moment, und dann fängst du an darüber nachzudenken. „Nun, wie beeinflusst das meine Sicht der Dinge?” Und ich frage mich, ob der Moment, in dem ich anfange über den „aha”-Moment zu reflektieren und wie er meine Ansichten beeinflusst, ob das der Moment ist in dem man sie verliert, die Weisheit des Universums, oder kann sie auch ein Teil bewusster Überlegungen sein? 

Danke. Vielen Dank. Das… es ist sehr einfach uns zu verstricken in dieser Art von Frage und Antwort. Also, stattdessen, sehe das vielleicht mal so. Du bist im Dojo und dein Partner steht dir gegenüber, und er fängt an dich anzugreifen, shomenuchi, yokomenuchi, munetsuki, was auch immer. Wenn er da steht, dann musst du in deinem ursprünglichen Zustand sein. Wenn du über den Moment nachdenkst, dann wird er dich treffen bevor du überhaupt weisst dass du dich bewegen musst, oder? Also, du musst sehr offen sein, was bedeutet sehr frei von jeder Art des Nachdenkens. Und das ist der Grund, warum wir überhaupt über all das hier reden. 

Tohei Sensei war es sehr wichtig sicherzustellen, dass wir tatsächlich jemand anderem gegenüber stehen können und ihm erlauben uns anzugreifen, und das in einem Zustand völlig frei von Wertungen oder Gedanken, oder Bedenken oder Angst oder Sorge über das was zu tun sei oder wie man sich bewegen muss. Nun, das beantwortet deine Frage sehr gut. Das ist der Zweck dieser Stunden hier. Weisst du, wenn wir… ich habe darüber in letzter Zeit viel nachgedacht, denn wir haben hier eine Stunde nach der anderen, und nun nutzen wir Tohei Sensei’s Sprüche, welche brilliant und sehr anregend sind, und in der Tat all diese Dinge in unserem Geist wachrufen. Jedoch, ich möchte dass wir uns immer an den Sinn von all dem erinnern. Es dreht sich nicht nur um das im Dojo. Es ist Ki im täglichen Leben, und wenn ihr mit euren Partnern zusammen sitzt und diese Dinge diskutiert, versucht dabei keine Agenda zu haben. Hört einfach zu. Wir alle müssen ständig achtsam bemerken wenn wir Schwierigkeiten haben zu verstehen was geschieht, anstatt einfach leer zu sein und zuzuhören und mit der anderen Person zu sein, um zu sehen was geschieht. Okay. Nun, das ist meine Antwort auf deine Frage. Vielen Dank.

Schüler: Unsere Frage ist, wenn wir alle diese „aha”-Momente ansammeln, gehen wir jemals zurück und erschaffen dieses Erkennen des „aha”-Moments erneut? Können wir das Anzeichen dieses „aha”-Moments verpassen, wenn wir in unserer Praxis versuchen das zu tun? 

Natürlich. Wir verpassen es immer wieder, wenn ich richtig verstehe was du meinst. Du kannst niemals zurück gehen zu einem Moment der Erkenntnis, einem Erwachen, denn das Erkennen ist nicht intellektuell. Es ist eine Erfahrung, und die kommt immer aus dem nirgendwo. Du siehst sie nicht kommen, weil einfach alles auf einmal stoppt. 

Ich werde dir eine Geschichte erzählen, sie dauert nicht lange. Ich kann dir von diesem einem Moment erzählen, eins der ersten Male die ich einen solcher Momente hatte. Ich schnippelte gerade Gemüse klein, als jemand laut an die Tür meines kleinen Apartments klopfte, das war in New York, und plötzlich, wie ich dieses Geräusch hörte, fiel alles ab. All die Angst, all die Anspannung, all das fiel einfach plötzlich von mir ab, und es war nichts übrig. Warum ist das geschehen? Ich weiß es nicht. I meine, warum ist es in diesem Moment geschehen? Ich weiß es nicht. Was ich gerade erzählt habe ist alles woran ich mich erinnere, aber es bin ich der sich an diese phänomenale Erfahrung die ich hatte erinnert, und wenn ich mich daran erinnere, dann bekomme ich davon ein kleines Kribbeln. Natürlich, jetzt da ich viel trainiert habe, habe ich ein andere Sicht darauf, und auf eine Art kann ich mich nun besser daran erinnern.

Aber der Punkt ist, dass der reflektierende Geist nicht der Geist war der anwesend war als es passierte. Damit alles abfallen kann, darf dort kein spekulativer Geist anwesend sein. Was du hast ist Bewusstsein. Nun, da ist eine Erinnerung. Da ist eine Aufzeichnung also ist da eine Erinnerung, aber die Erinnerung, die Aufzeichnung, ist in keiner Weise das Gleiche wie die Sache die geschah, oder? Also, du kannst da niemals wieder hingehen, und weil du jedes mal bemerkst, wenn einer dieser Momente geschieht, dass er aus dem Nirgendwo auftaucht, deshalb weißt du, dass du ihn nicht erschaffen hast. Du hast es nicht gemacht, dass er geschah. 

An einem bestimmten Punkt realisieren wir dann, dass all diese Praxis die wir tun uns einfach nur verfügbar macht, so dass dieser „Zufall des Erwachens“ geschehen kann. Wir machen uns nur verfügbar, und indem wir das tun üben wir diese fünf Dinge die ich erwähnte. Nun, wir üben Ruhe, und Einsicht, und gesunden Menschenverstand, und Demut, und Geduld. Wir üben offen zu sein, uns zu öffnen. Und wie tun wir das? Wir meditieren mehr. Wir sitzen und lassen es zu, dass wir vollständig, unendlich offen sind. Du kannst anfangen mit nach-außen-gehen und nach-innen-gehen, aber letztendlich, ist es einfach überall unendlich offen. Das ist unsere Praxis, und die ist sehr nützlich, denn das ist die Sache die uns vorbereitet und die es uns gestattet in einer Position zu sein in der wir, wenn was auch immer es bewirkt das es geschieht es geschehen lässt, in der wir es dann auch erkennen werden. Du wirst es empfangen. Du wirst dir dessen bewusst sein.

Schüler: Vielen Dank. 

Schüler: Eine der Fragen die ich hatte war, eins mit dem Universum zu werden, was ist das für ein Gefühl? Nun, ich sitze, und ich komme zu einem Punkt, an dem da nichts ist, und dennoch ist da alles. Als wenn du alle deine Begrenzungen verlierst, und selbst das Gefühl von deinem Körper verschwindet, und selbst dein Atem manchmal, nun, es ist wie, bin ich es der atmet? Nun, und dann denke ich „oh, wow“, und dann ist es verschwunden. 

Ja. Es ist das „oh, wow” das dich jedes mal kriegt.

Was hier wichtig ist, ist dieses Gefühl, das du erwähntest, immer mehr und mehr zu erfahren, immer tiefer und tiefer und tiefer. Jeder, der wie du viel sitzt, weiß wovon du sprichst wenn du diese Dinge sagst. Es ist schwierig darüber zu sprechen, oder? Es fühlt sich unbeholfen an, weil einem die Worte fehlen. Du kannst nicht wirklich sagen was du sagen willst. Du musst Worte benutzen die unzulänglich sind, und das kann frustrierend sein, unbeholfen, und ein bisschen anstrengend. Und das ist, weil das worauf wir zeigen kein Ding ist, nicht wahr? 

Du kannst es nicht kaufen. Du kannst es nicht verkaufen. Du kannst es für nichts benutzen, außer natürlich dass es das Zentrum von allem ist. Ist das nicht fantastisch? Wenn man bedenkt nach was wir unser ganzes Leben lang streben, wenn doch das genau hier ist in unserem Zentrum, in unserem Wesen. Es ist woraus wir gemacht sind. Alles was wir tun müssen ist uns hinzusetzen, die Klappe zu halten, und wir sind zu Hause, frei.

Natürlich müssen wir auch lernen mit Menschen so klarzukommen, dass wir das dabei nicht verlieren, dass wir es deswegen nicht aufgeben. Also, in diesem Sinne denke ich, dass Universelle Weisheit bedeutet dieses Wesen wertzuschätzen für das was es ist. Wenn es etwas gibt das an universeller Weisheit weise ist, dann ist es den Wert unseres ursprünglichen Wesens zu erkennen, und alles kann so sein wie es ist. Alles ist okay, aber dieses ursprüngliche Wesen möchte stets gefühlt, erfahren werden, okay? 

Schüler: Vielen Dank, Sensei. 

Ich liebe es das zu hören. Ich liebe es zu hören, dass du so viel sitzt. Das ist toll. Okay. Vielen Dank euch allen. Domo arigato gozaimashita. Ich sehe euch dann alle am Sonntag Morgen…

(Online Training mit Christopher Curtis Sensei vom 6. November 2020, Übersetzung: Olaf T. Schubert)