Shugyo und Keiko Praxis

Onegaishimasu. 

Schön euch alle zu sehen. Wir werden gleich anfangen mit Ki-Atmung, aber zuerst möchte ich euch etwas vorlesen. Es wurde von Gary Cera geschrieben, der ein Schüler von Eric Nonaka Sensei im Mililani Dojo auf Oahu ist. Er ist ein Shodan, und er schreibt:

“Von meinem Aikido Training habe ich gelernt, dass die Welt in der wir aufgewachsen sind relativ ist, und dass sie als die universelle Welt begann die immer noch existiert, und dass es diese universelle Welt ist mit der man sich verbinden muss um in Frieden, Harmonie und Liebe mit allen lebendigen Wesen zu leben. 
Jedes Individuum, das dieses Wissen jetzt nutzt, hat die Wahl sich positiv zu verändern, und so die Last die wir mit uns herumtragen zu vermindern oder sogar zu eliminieren. Weiterhin ausschließlich auf eine relative Art und Weise das Leben zu leben hat negative Auswirkungen auf unseren Zustand und lässt Probleme entstehen. Ich kenne keine andere Kunst die einem im täglichen Leben, in allen Situationen, und zu jeder Zeit ein positives Ergebnis ermöglicht.” 

Es hat mir so gefallen, und es passt so gut zu dem was wir heute besprechen werden, dass ich dachte ich muss es euch vorlesen. Es ist aus einem Interview das Mele Stokesberry mit Gary Cera für den neuen Mana-Newsletter führt, welcher noch in diesem Frühling erscheinen wird. 

Also gut. Setzt euch bitte aufrecht hin, und wir werden ein wenig Ki-Atmung machen.  (es folgen 15 Minuten Ki-Atmung)

Heute Abend ist das Thema unserer Diskussion der Unterschied zwischen dem was wir  “shugyo” und “keiko” Praxis nennen. Ich denke wahrscheinlich jeder hier hat bereits eine Idee was shugyo-Praxis ist und was keiko-Praxis ist. Keiko ist unser tagtägliches Training, und Shugyo ist ein viel höheres Level des Trainings. Allerdings möchte ich hier noch ein bisschen weiter gehen. 

Wenn wir uns keiko anschauen, dann ist da oft das Missverständnis, dass auf den höheren Levels von keiko diese Praxis zu shugyo wird. Ich schlage euch heute Abend jedoch vor, dass dem nicht so ist… Keiko Praxis ist alles was wir tun um uns zu verbessern, von der Geburt bis zum Tod. Alles was wir tun, um uns physisch, mental, emotional, empathisch zu verbessern, alles was wir tun um uns zu verbessern. Zum Beispiel, wenn ihr Ki-Atmung macht wie wir das gerade getan haben, dann ist das keiko Praxis, okay? 

Das heißt nicht, dass keiko ausschließlich keiko sein muss. Da komme ich gleich zu. Ich möchte sicher stellen dass klar ist, dass keiko Praxis sich auf die Welt bezieht die Tohei Sensei “shoga” nennt, oder die Dimension des beginnenden Geistes. “Ga” heißt Selbst, also heißt shoga beginnendes oder kleines Selbst, kleiner Geist. Und keiko Praxis dreht sich um shoga, die relative dualistische Welt der Phänomene, besser und besser in etwas zu werden, egal was es ist. Ein Auto zu fahren, lernen zu surfen oder Ski zu fahren, lernen mit deinen Freunden und deiner engen Familie auszukommen, lernen wie man all die Übungen macht die Tohei Sensei uns hinterlassen hat, Ki-Meditation, Ki-Atmung, Kiatsubokken und jo, all die Aikido Techniken, alle aiki taiso, alle diese Übungen, inklusive das Material zu lesen das darüber geschrieben wurde, all das ist keiko Praxis. 

Auf eine andere Art betrachtet, ist es alles was uns einzigartig zu dem macht wer wir sind, wie wir aussehen, wie wir uns kleiden, wie wir klingen, in welchem Zustand unser Körper ist, wie unser Geist ist, und welche Fähigkeiten wir entwickelt haben. Mit anderen Worten, alles was unsere keiko Praxis entwickelt hat, und die Resultate dieser Entwicklung, ist was wir sehen wenn wir einander anschauen, und es ist das Ding das mit unserem Namen benannt ist. Also, wenn wir Christopher Curtis sagen, dann sprechen wir über shoga, okay? 

Demgegenüber, wenn wir von taiga sprechen, meinen wir großes Selbst, oder großer Geist. Tohei Sensei bezieht sich auf Universalität, universellen Geist, oder das Unendliche, Undefinierbare, Nichtausdrückbare, Unberührbare, Nichtwissbare, wenn er das Wort taiga benutzt. Dieses taiga ist etwas worauf der Lehrer stets hindeutet, aber tatsächlich nicht genau mit Worten definieren kann. Und, wenn wir shugyo praktizieren, dann praktizieren wir in dieser Dimension des taiga

Nun, noch eine interessante Sache ist, dass taiga das shoga beinhaltet, aber shoga nicht taiga beinhaltet. Analog dazu, beinhaltet shugyo Praxis alle keiko Praxis, aber keiko beinhaltet nicht shugyo Praxis. Mit anderen Worten, wenn du keiko praktizierst, dann praktizierst du nicht zwangsläufig auch shugyo, aber wenn du shugyo praktizierst, dann beinhaltet das immer keiko Praxis. Solange wir in einem Körper sind machen wir keiko Praxis.

Nun, wenn wir Gruppen haben, dann haben wir oft einen Anführer, oder einen Lehrer, und wir haben eine Gruppe von Anhängern. Anhänger in diesem Sinne ist in keiner Weise abwertend, sondern es ist die Struktur der Gruppe. Zum Beispiel, in unserem Aikido Dojo gibt der Lehrer die Lehre weiter, welche die Erfahrung seiner Lehrer und seine eigene ist. 

Suzuki Sensei hat oft zu uns gesagt, “Leute, es gibt zwei Regeln im Dojo. Die erste Regel ist, der Sensei hat immer Recht. Die zweite Regel ist, folge der ersten Regel.” Suzuki Sensei hatte einen wundervollen Sinn für Humor, und es ist nicht so, dass er nicht wusste wie die Schüler darauf reagieren könnten wenn er so was sagt. Tatsächlich war genau das der Grund warum er es gesagt hat. Weil, natürlich, derjenige der der Lehrer ist, die shoga Person die dieser Lehrer ist, diese Person hat nicht immer Recht. Wir haben die Fakten nicht immer klar beisammen. Wir sind nicht immer auf jede Art korrekt. Das ist nicht was “Der Sensei hat immer Recht” bedeutet. Wenn das missverstanden wird, dann beginnen große Schwierigkeiten. Deswegen gab es über die Jahre so viele Probleme in so vielen Dojos und in so vielen Gruppen von Menschen die zusammen trainieren, wahrscheinlich seit Anbeginn der Zeit. 

Wenn da ein unreifer Lehrer ist, und die Schüler werden auf unreife Art unterrichtet, diesen Lehrer zu respektieren als wenn er oder sie immer korrekt ist als ein menschliches Wesen, dann ist das was anderes, was unweigerlich zu Problemen führt.  Ich möchte euch noch etwas erzählen was Suzuki Sensei oft zu uns sagte. Er sagte, “Es gibt zwei Menschen die du niemals unterbrichst um sie zu korrigieren. Einer ist eine ältere Person, und der andere ist dein Lehrer… und ich bin beide.” Nun, auch hier musst du Suzuki Sensei und seinen Sinn für Humor kennen. Es ist nicht so, dass ich sage das wäre nicht korrekt, aber es ist nur korrekt auf eine bestimmte Weise, und ich werde versuchen uns zu helfen das zu verstehen.  

Wir alle haben dieses shoga oder kleine Selbst, aber wir haben auch ein Selbst das dirket mit dem universellen Selbst verbunden ist, mit dem Geist des Universums, und dieses Verbundene ist wie unser Lehrer. Das Problem, das die meisten von uns haben, beginnt wenn wir nicht auf Diesen hören der mit dem Universum verbunden ist. Stattdessen wählen wir nur dem kleinen Selbst mit seinem selbstsüchtigen Geist zuzuhören, oder vielleicht sollte ich sagen, dem kleinen Geist mit seinen manchmal selbstsüchtigen Bedürfnissen. Mit anderen Worten, “selbst-süchtig” bezieht sich auf die ganze Idee von keiko Praxis, deren einziges Ziel es ist dich selbst zu verbessern, die Dinge besser zu machen, mehr Vergnügen, weniger Schmerz, mehr Fertigkeiten, mehr Fähigkeiten, mehr Erfolg. Natürlich, das alles ist sehr wichtig. Es ist nichts Falsches daran, aber es ist alles sehr eigenorientiert. Alles in shoga machen wir um die Dinge für uns selbst, unsere Familie und für unsere Freunde zu verbessern. Das ist okay, und es wird niemals aufhören, aber während wir all dies tun wollen wir nicht vergessen, zuallererst dem Weg des Universellen zu folgen. Mit anderen Worten, wir wollen dass alles was wir tun, letztendlich, getan wird um dem Weg des Universums zu folgen.  Aikido, der Weg zur Einheit mit dem Ki des Universums. Das ist Universalität, okay? 

Die Betonung muss liegen auf dem „Zuhören“, nicht so sehr auf dem „Rechthaben des Lehrers“. Als der Lehrer in dieser Gruppe, repräsentiere ich lediglich diesen Teil von dir, den universellen Teil von dir, diesen „Lehrer“ Teil, so dass du diese Gelegenheit hast zu lernen, dem Lehrer Teil zuzuhören. Nun, der Lehrer zeigt ständig, redet, demonstriert, auf und außerhalb der Matte, der Lehrer fordert dich oft auf eine Art die dir Unbehagen bereitet. Und diese Dinge bereiten dir nur dann Unbehagen, wenn du nur deinem eigenen wertenden kleinen Geist zuhörst.

Also, das ist es was es bedeutet, wenn wir sagen dass es immer richtig ist dem Lehrer zuzuhören. Es bedeutet nicht ein blind Folgender zu sein. Es bedeutet immer zuzuhören. Ich achte stets sehr darauf euch zu erinnern, mir nichts zu glauben was ich euch sage. Findet es selbst heraus, Leute. Glaubt nicht etwas was euch ein Lehrer sagt. Glaubt nicht etwas das ihr in einem Buch lest, oder was ihr online seht, nur weil es so beeindruckend ist. Glaubt es nicht, sondern findet es heraus. Vertraut, und dann findet heraus. Schaut in euch selbst. Ist es wahr was ich euch sage? Ist das der Fall, oder nicht? Findet es heraus. 

Wir hatten kürzlich das HKF Shugyo Tassei Kigan Shiki Seminar. Das bedeutet übrigens “Die Feier von, oder die Zeremonie von, Shugyo Praxis. Mögen wir das ganze Jahr darin sein.“ Deswegen ist es auch das erste Seminar im Jahr. Auf diesem Seminar haben wir zum Beispiel Messertechniken, tanto Techniken, geübt. Wir haben natürlich ein Holzmesser verwendet, wie wir das auch im Dojo tun. Ich kann das für euch nicht so gut demonstrieren, hier ganz alleine, aber wenn ihr mich sehen könnt… wenn jemand dir ein Messer an die Brust hält, hast ein bestimmtes Gefühl im Körper, und dieses Gefühl ist üblicherweise eines von zum Opfer gemacht zu werden, und eines von die andere Person zum Bestimmer zu machen, weil er dir ein Messer vorhält und er dich schneiden oder gar töten kann, okay? Und das ist der Grund warum er dir ein Messer vorhält, weil er dich kontrollieren will, weil er will, dass du dich wie ein Opfer fühlst. Er will, dass du dich fühlst als wenn er das Zentrum des Universums ist. Er hat die Macht, und er kann dich kontrollieren. Deswegen hält er das Messer hierher. Nun, wenn ich so reagiere, Ack!, ist er sehr glücklich, und ich bin nicht in der Lage irgendetwas zu tun. 

Jedoch, was wenn ich meinen Geist ändere, weg davon ein Opfer zu sein, von jemand anders kontrolliert zu werden, hin zu das Zentrum des Universums zu sein. Ah, jetzt ist es ganz anders. Jetzt ist er nicht mehr an der Macht, jetzt kann ich sehr leicht das Messer wegnehmen, und bewegen wann und wie ich will. Ich kann euch das hier jetzt online nicht wirklich demonstrieren. Aber jede Übung die wir machen in einer Ki Stunde oder in einer Aikido Stunde, sie alle reflektieren dieses Ändern des Geistes, weg von außerhalb des Zentrums zu sein, hin zu das Zentrum zu sein. Jeder Tag des Übens im Dojo ist eine Gelegenheit für uns wahrzunehmen, zu bemerken, wie es sich unterschiedlich anfühlt wenn wir keiko üben, versuchen zu überleben, und wenn wir shugyo üben, vom Zentrum des Universums aus. Hin und her zu wechseln zwischen diesen beiden, mit diesen beiden Zuständen des Geistes sehr vertraut zu werden, ist etwas worin ihr sehr versiert sein müsst. 

Ihr müsst immer in der Lage sein zu bemerken, wenn ihr ausschließlich in eine keiko Praxis verfallt. Wenn ihr ausschließlich im relativen Zustand seid, dann wird immer auf euch eingewirkt. Ihr handelt niemals echt. Auf euch wird eingewirkt, durch all die Ereignisse in eurem Leben, durch all die Menschen, durch all die Dinge, durch all die Umstände die sich ergeben. Also, unsere Praxis ist es zu lernen, jederzeit in einem geistigen Zustand von shugyo zu praktizieren. 

Nun gut. Wenn ihr eine Frage habt, dann könnt ihr sie jetzt stellen. 

Schüler:   Okay. Nun, ich denke meine Frage wurde eventuell schon beantwortet. Als ein Lehrer, habe ich immer Bedenken ob ich richtig unterrichte, und… nun, ich denke die Antwort auf meine Frage, welche zu dem geistigen Zustand des Lehrers beim Unterrichten selbst von Anfängern und Kindern war, und man dann keiko Übungen anleitet, ist die Antwort, selbst dann sollte ich immer in der shugyo Praxis sein, egal was. Korrekt?

Natürlich. Du musst das so sehen als wenn du keine Wahl hast, weil du der Lehrer bist. Okay? Es ist genauso wie zu sagen, wie soll man Kinder unterrichten? Du musst sie einfach lieben. Das ist alles. Das ist alles was jeder sein möchte, jung oder alt, das Objekt von Liebe und Güte zu sein, nicht wahr? Die einzige Person die es verdient der Lehrer zu sein ist diejenige, die sich am innigsten für das Wohl der Schüler interessiert. Das macht einen Lehrer aus, nicht all das tolle Wissen. Natürlich, Wissen, keiko, ist wichtig. Du musst dich entwickeln, oder du kannst kein effektiver Lehrer sein. Du musst deine Fertigkeiten entwickeln, aber Fertigkeiten sind hohl, leer, ohne diese Verbindung die wir… die ich manchmal Liebe und Güte nenne. Wir benutzen dieses “Liebe” Wort nicht so viel im Aikido, wisst ihr. 

Denkt mal für einen Moment an Tohei Sensei, und die Welt in der er unterrichtet hat, und die Menschen die er unterrichtet hat, und wonach diese gesucht haben. Er war in der Erfahrung über die ich spreche, natürlich, und er hat persönlich mit mir darüber gesprochen. Er hat das angesprochen mit jedem der Zeit mit ihm verbracht hat. David Shaner Sensei hat uns von seinen Erfahrungen mit ihm erzählt, das selbe, und natürlich  Suzuki Sensei, er hatte zahllose Geschichten über die Art Erfahrung die Tohei Sensei hatte. Aber damit Tohei Sensei dies anderen gegenüber ausdrücken konnte, musste es in einer Sprache und in einem Stil sein, und selbst mit einer Art Körperlichkeit, die akzeptabel waren, so dass es war wonach sie suchten, wisst ihr. 

Ich mache diese Art des Entgegenkommens nicht so viel wie er es tat, vielleicht weil ich es nicht besser weiß, wie einige Leute mir gesagt haben, oder weil ich nicht besser weiß wie ich so entgegenkommend sein kann. Nicht dass ich es müsste. Wie auch immer, so ist es mit mir, und es ist okay, zum Teil auch weil es jetzt eine andere Welt ist. Ihr hört es anders als die Leute zu denen Tohei Sensei damals in den frühen Jahren sprach. Natürlich hat er sich später in seinem Leben sehr verändert, wie auch Suzuki Sensei, und die von euch, die mit Suzuki Sensei trainiert haben, wissen das. 

Schüler:Okay. Vielen Dank, Sensei.

Schüler:  Ich denke du hast meine Frage noch da aus der letzten Stunde, dennoch… meine Frage war, “Was ist die Beziehung zwischen dieser Stille und der Power die wir in dieser Stille entdecken?”

Dankeschön. Nun, ich werde sagen, dass das was du mit Power meinst die Erfahrung des Universums ist. Der schöpferische Funke ist konstant. Alles erscheint durch jeden von uns in jedem Moment. Es erscheint andauernd überall, unendlich. Woher das kommt, können wir vielleicht nicht in Worten sagen, aber wenn wir es in seinem rohesten Zustand erfahren, fühlt es sich wie große Power an, und wir sind dann am ehesten in der Lage dieses rohe, ursprüngliche Etwas, das sich wie Power anfühlt, zu spüren, wenn wir ganz in Ruhe sind. Wenn wir in einem tiefen, ruhigen, stillen Zustand sind, dann fühlen wir wie sich das Universum bewegt. Es bewegt sich immer, aber nun kannst du es erfahren. Du kannst es erfahren, natürlich, weil du das Vehikel bist. Jeder einzelne von euch ist das Vehikel von diesem. 

Also, wenn ich sage steht um fünf Uhr jeden Morgen auf und atmet zusammen mit mir, dann meine ich tatsächlich tut das, weil dann ist dies eher verfügbar, wenn wir alle darin sind. Das ist weil wir in einer Gruppe sind, wir sind in einer Sangha, also sind wir alle zusammen. Wir haben eine starke Verbindung, die vielleicht nicht immer offensichtlich ist bis wir dann einander sehen, und dann sagen wir “Oh, ich mag dich. Ich liebe dich. Du bist eine wundervolle Person.”  Aber wenn du dann alleine bist vergisst du das vielleicht. Also, vergiss es nicht. 

Nun, wenn wir sitzen und sehr ruhig sind, dann erfahren wir alle dieses schöpferische Aufsteigen, diese vulkanische Bewegung aufwärts und nach außen, die beständig ist, beständig, beständig durch uns fließt. Es ist möglich, in einem Zustand tiefer Ruhe, tatsächlich mit der Quelle dieser Power in Kontakt zu kommen, weil sie in dir ist, in jedem einzelnen von euch. 

Natürlich müsst ihr praktizieren. Ihr müsst sitzen und sitzen und sitzen, und vielleicht am wichtigsten, ihr müsst offen dafür sein. Wisst ihr, es gibt Menschen die sitzen ihr ganzes Leben und wundern sich, warum sie nie diese Art von Erfahrung haben, weil, du musst offen dafür sein. Ich meine nicht, dass du es wollen oder suchen musst, versuchen musst es zu finden, oder auf irgendeine Weise danach streben musst. Es ist nicht etwas über das du irgendeine Kontrolle haben kannst. Es ist nicht deine Angelegenheit. Es bewegt sich durch dich und es nutzt dich, nicht du benutzt es. Also, hört auf den Lehrer in euch. Lernt zuzuhören. Sitzt zu Füssen dieses Lehrers in euch und hört zu, ruhig und aufmerksam, mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit, und ich denke das ist die Verbindung zwischen Ruhe und dieser Power die du fühlst wenn du ruhig bist. Beantwortet das deine Frage?

Schüler: Ja, auf sehr schöne Art. Dankeschön, Sensei.

Schüler: Du hast schon mehr über die Frage gesprochen seitdem ich sie das erste Mal gestellt habe, als ich einen Einwand machte auf die Aussage der Lehrer hätte immer Recht und sagte, dass dies einige Schwierigkeiten verursacht hätte, denn wenn wir neu zu einem Lehrer kommen, dann kennen wir diese Verbindung zu dem inneren Lehrer noch nicht, und so projizieren wir unser Bedürfnis nach Autorität und tendieren dazu, den Lehrer zu idealisieren. Und indem wir das tun können wir in die Falle tappen unsere Autorität wegzugeben, und wie ich vorher schon mal erwähnte, hat das bereits in vielen Sangha Probleme mit deren Lehrern verursacht. 

Ich denke ich möchte dir einfach danken, dass du das angesprochen hast, und ich möchte hinzufügen, dass das der Grund ist warum ich Aikido so sehr mag. Du hast mitbekommen, dass Shinichi Tohei Sensei immer darüber spricht den Geist zu ändern, richtig? Und das ist so weil sein Vater, Koichi Tohei Sensei, immer darüber gesprochen hat den Geist zu ändern. Dieses Ändern des Geistes von shoga zu taiga, dieses Ändern des Geistes von einer begrenzten Perspektive zu einer offenen, freien Perspektive. Wie du weißt habe auch ich oft im Unterricht gesagt, dass du das tun musst, und dich komplett öffnest.  

Dieser Zustand komplett offen zu sein, ist was Suzuki Sensei tsuki ganai shisei nannte, “eine Haltung ohne Öffnung.” Andererseits, wenn ich eine verteidigende Haltung einnehme, dann ist da für dich eine große Öffnung. Du kannst mich ganz leicht angreifen. Du kannst mich ganz leicht besiegen. Ich gebe dir alle Macht wenn ich das tue. Jedoch, wenn ich mich vollständig öffne, erkenne ich an dass dies hier das Zentrum des Universums ist, aber ich beanspruche es nicht für mich selbst. Wenn du verteidigend bist, dann beanspruchst du etwas für dich. Du versuchst dich vor Schaden zu schützen. Du bist dann ein Opfer. Also, tsuki ganai shisei, heisst “eine Haltung ohne Öffnung.” 

Shisei heisst Haltung, nicht wahr? Im Japanischen ist das Wort für Haltung shisei. Im Englischen sagen wir „Haltung”, aber shisei in der japanischen Sprache bedeutet viel mehr als Haltung. Es ist dein gesamter Zustand des Seins. Es ist deine gesamte Beziehung zur Welt um dich herum. Das ist was shisei bedeutet. Es ist nicht nur die Art wie du physisch stehst, oder? Im Westen könnten wir denken er redet davon auf eine bestimmte Art zu stehen.

Es lohnt sich darüber mal nachzudenken. Jeder sollte das tun. Manche Schüler werden Lehrer, aber nicht alle Schüler sind Lehrer. Aber alle Lehrer sind Schüler. Also, jeder von uns sollte sich die Beziehung anschauen zwischen Schüler sein und Lehrer sein, und was das wirklich bedeutet. Und berücksichtige dabei bitte, was ich heute Abend gesagt habe über das Lernen zuzuhören. Weil, für mich, die Schüler-Lehrer Beziehung, und ich hatte eine lange Erfahrung dies mit Suzuki Sensei zu üben, war für mich nur zu lernen zuzuhören. Natürlich, viele Jahre dachte ich ich lernte ihm zuzuhören, und das tat ich auch. Ich tat das, aber es stellte sich heraus, dass zu lernen dem Reiseishin zuzuhören exakt dasselbe ist. Es ist nichts anderes. 

Schüler: Also, wenn wir in diesem Zustand der Shugyo Praxis sind, vergessen wir dann unser Selbst, oder verlieren wir unser Selbst? 

Okay. Das ist eine wirklich gute Frage. Ich denke ich habe dir dazu etwas geschrieben, oder? Am Anfang denken wir, dass shoga das Subjekt ist, und taiga ist das Objekt das es gilt zu erreichen, oder? Später, wenn wir in unserer Praxis reifer werden, dann erfahren wir vielleicht taiga als das Subjekt, und shoga als das Objekt. Aber dann viel später, wenn du schließlich weiter reifst, dann entdeckst du dass da weder Subjekt noch Objekt sind. Diese sind eine Illusion. Da ist kein Subjekt oder Objekt. Das ist musoku.

Schüler: Nun, was ist mit kyudoshin?

Der Weg-suchende Geist.

Schüler: Ja Sensei, und die Beziehung zwischen diesem und Shugyo Praxis.

Oh. Okay. Nun, der Weg-suchende Geist… kyudoshin, ist wie Lernen zuzuhören. Der Prozess mit einem Lehrer zu sein, und dann deine eigene persönliche Praxis alleine, wenn du lernst deinem eigenen höheren Selbst zuzuhören, deinem verbundenen Selbst, das Selbst das mit dem Universum verbunden ist, wenn wir anfänglich lernen dem zuzuhören, dann ist das der Weg-suchende Geist. Wie ich bereits sagte, es ist zu lernen dem Weg zu folgen. Aber zuerst müssen wir lernen ihn zu hören. Wir müssen ihn erkennen. Wir müssen anfangen zu lernen zu unterscheiden, so dass wir wissen in unserem Körper, in unserem Geist-Körper, wann wir ausschließlich in irgendeinem Kampf im relativen Zustand verfangen sind, oder wann wir in einem tiefen und sehr ruhigen Zustand sind. Und dies selbst dann, wenn die Welt um uns herum im Konflikt ist. Das ist der Schlüssel zu dem worüber Tohei Sensei ständig zu uns gesprochen hat. 

Es ist nicht genug ruhig zu sein, wenn du auf der Couch sitzt. Es ist nicht genug ruhig zu sein, wenn du in der Meditation sitzt. Wir müssen lernen, dass es in der relativen Welt, in der wir leben, Konflikt gibt. Wir müssen lernen, ruhig zu sein, zu fühlen, und den Weg-suchenden Geist zu praktizieren, dieses Aufsteigen wahrzunehmen und darin zu sein und es zuzulassen, selbst während jeder versucht dich niederzumachen. Jeder um dich herum versucht dich zu beherrschen. Aber es macht dir nichts aus, weil du weißt wer du bist. Du hast diesen ursprünglichen Zustand in deinem Geist-Körper, und du weißt ihm zuzuhören. Du weißt dem zu folgen, und du weißt damit eins zu sein, und ja, irgendwann, ist da vielleicht niemand mehr der davon irgendwie getrennt ist. Das ist ein sehr fortgeschrittener Zustand. Okay?

Schüler: Vielen Dank, Sensei.

Hilft das? Macht das Sinn?

Schüler: Ja. Ja, sehr. Dankeschön.

Gloria, ich denke deine Frage wurde bereits beantwortet.

Schüler: Ich denke das wurde sie. Ich habe darüber noch weiter nachgedacht. Wenn wir in unserem ursprünglichen Zustand sind, zumindest wie ich es erfahre, und was ich denke was der ursprüngliche Zustand ist, oder was ich fühle was der ursprüngliche Zustand ist, dann fühle ich mich auch verbunden und ruhig, und dies ist Teil davon. Auf dem Seminar, als wir zu unserem ursprünglichen Zustand gehen sollten um uns mit der Person verbinden zu können mit der wir geübt haben, dann war das ganz ähnlich zu diesem?

Genau. Ja, und jeder weiß das bereits. Das ist euch nicht unbekannt. Jedes einzelne menschliche Wesen auf der Welt weiß das, aber unsere Fähigkeit das zu erfahren hängt von unserer Fähigkeit zur Aufmerksamkeit ab. Es hängt vom Training ab das du getan hast, auf jeden Fall in diesem Leben und vielleicht, so sagen viele, in den vergangenen Leben. Vielleicht kommst du hierher mit dem Samen zur Fähigkeit, diesen Weg-suchenden Geist zu praktizieren. Vielleicht hast du einen Hang dazu. Dieser muss immer noch entwickelt werden, du musst trotzdem üben. Du musst immer noch die Fertigkeiten entwickeln, so dass du es tun kannst. 

Deswegen ist keiko Praxis nichts was wir spöttisch belächeln. Keiko Praxis ist essentiell. So kommst du in der Welt zurecht. Es ist, weißt du, ich habe dieses schöne Zuhause, und diese schöne Familie, und die Firma, und das Grundstück, und all das wegen keiko Praxis. 

Okay, nun, am Anfang denken wir davon als uns selbst die wir praktizieren, und das ist ganz natürlich. Du musst dich selbst beobachten wenn du lernst Auto zu fahren, oder du wirst es zu Schrott fahren. Du musst dir zunächst sehr aufmerksam sagen was zu tun ist, Kupplung, Bremse, Gas, Lenken, Scheibenwischer, du weißt all das. Jedoch, wenn du das Fahren mal gelernt hast, dann ist es ohne jegliche Gedanken. Da ist keiner der fährt, es fährt einfach, oder? Ihr alle erfahrt das so. 

Also, das ist genau das gleiche. Am Anfang müssen wir darauf achten unsere Fertigkeiten zu entwickeln, und jeder von euch ist dabei auf einem anderen Level, und, jeder von euch hat eine andere Fähigkeit sich mit diesem ursprünglichen Zustand zu verbinden, von dem in Gloria’s Frage die Rede ist, von dem sie spricht. Okay? 

Noch irgendetwas anderes? Möchte noch irgendjemand etwas sagen? Okay, gut, dann vielen Dank…

Schüler: Das einzige was ich zu sagen habe ist Dankeschön. Ich bin dankbar für… Das einzige was ich weiß ist Dankeschön. Vielen Dank für deine Geduld mit uns.

Nun, ich wollte gerade euch allen danken, weil nichts von dem hier kann stattfinden, natürlich, ohne euch. Ihr seid der ganze Sinn hiervon. Ich bin so dankbar all eure lächelnden Gesichter zu sehen, und ich möchte euch auch in der nächsten Stunde wiedersehen bitte. Lasst uns auf diese Art genießen. Wir haben diese Möglichkeit.  Vielleicht behalten wir das bei, ich weiß es nicht, aber zumindest für jetzt, ist dies die einzige Möglichkeit die wir haben uns zu verbinden, also lasst uns das gemeinsam tun. 
Vielen Dank. 

(Online Training mit Christopher Curtis Sensei vom 27. März 2020, Übersetzung: Olaf T. Schubert)