Nicht Streiten
Vergeben heißt anderen erlauben zu sein wer sie wirklich sind, ohne zu versuchen zu steuern wer sie sein sollten. Wenn wir anderen vergeben, vergeben wir damit auch unserer eigenen Ignoranz und dem selbstsüchtigen Verlangen, alles in unserem Leben unter Kontrolle zu haben.
Im Aikido üben wir die Verbindung, denn um eine Verbindung mit einem anderen menschlichen Wesen zu haben, müssen wir aufgeben diese auf irgendeine Art zu kontrollieren. Jeder Versuch zu kontrollieren wer sie sind, was sie denken oder sagen, oder wie sie handeln, tötet unsere Verbindung mit ihnen. Nun, wir versuchen auch nicht so etwas zu tun wie andere nicht zu kontrollieren. Stattdessen praktizieren wir uns mit ihnen zu verbinden. Das ist der Geist des Nicht-Streitens.
Maui Shunshinkan Dojo auf Zoom, 28. Juni 2020:
Guten Morgen euch allen, und Guten Abend euch allen. Onegai shimasu. Ich hoffe es geht euch allen gut. Schön euch zu sehen.
Ich werde heute früh das Shokushu Nummer 10 ,lesen, „Das Prinzip des Nicht-Streitens“.
“Im absoluten Universum gibt es keinen Konflikt. Konflikt entsteht nur in der relativen Welt. Wenn wir andere führen wollen, müssen wir Geist und Körper vereinen und die Prinzipien des Universums praktizieren. Sage nicht, dass dies sei eine Welt des Überlebenswettkampfes ist, in der die Starken die Schwachen beherrschen. Der wahre Weg des Friedens entspricht exakt dem Prinzip des Nicht-Streitens.”
Koichi Tohei Sensei lehrte uns, dass wenn du dich einsetzt, dann setzt du dich für die Präsenz von etwas ein. Du setzt dich niemals für die Abwesenheit von etwas ein. Das ist die Bedeutung von Nicht-Streiten. Nicht-Streiten heisst nicht, dass du dich niemals erhebst. Es heisst du erhebst dich nur für etwas. Du erhebst dich niemals für nichts. Wisst ihr, die Menschen denken, dass Entspannung nur existieren kann wenn da keine Spannung ist. Das ist falsch. Die Menschen denken, dass Frieden nur existieren kann wenn da kein Krieg ist. Das ist falsch. Oder dass Harmonie nur in der Abwesenheit von Konflikt existieren kann. Das ist unmöglich. Die Welt in der wir leben besteht aus Konflikt. Wenn du gegen etwas kämpfst, dann bist du das Problem. Du machst dich selbst zum Teil des Problems. Wenn du kämpfst, wenn du kämpfen musst, dann kämpfe für etwas, und dann bist du ein Teil der Lösung. Es ist als wenn jemand in einer Vorstandssitzung kritisiert was andere tun, aber keine Verantwortung für die Lösung übernimmt. Wenn du keinen positiven Vorschlag hast, dann sage nichts. Hat deine Mutter dir das nicht schon gesagt? Meine Mutter sagte mir „Wenn du nichts nettes zu sagen hast, dann sage gar nichts!“ Das hat einigen Wert.
Also das ist das Prinzip des Nicht-Streitens, wenn du genau hinschaust, okay? Wir sind eigentlich hier um einander zu unterstützen. „Einander“ heisst alle. Viele Menschen sind in einem Zustand der Verwirrung und voller Konflikt, voller Streit, voller Misstrauen, voller Wut und Krieg. Bedeutet das, dass wir gegen sie kämpfen? Ist das der Weg? Das ist nicht der Weg zur Einheit mit dem Ki des Universums. Das ist nicht was wir üben. Nun, das zu verstehen ist sehr wichtig. Wisst ihr, ich sehe da Menschen mit Schildern stehen. Das ist klasse, solange dein Schild sagt dass du für etwas bist. Wenn dein Schild sagt dass du gegen etwas bist, dann bist du ein Teil des Problems, du bist nicht Teil der Lösung. Und ich weiß, dass die Menschen das nicht immer verstehen, denn sie beachten nicht dass die Dunkelheit kein Ding ist. Sie existiert nicht. Sie ist das Fehlen von etwas. Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht. Du kannst die Dunkelheit nicht vertreiben. Du kannst Dunkelheit nicht bekämpfen. Wenn du es versuchst, dann wirst du zur Dunkelheit. Kämpfen ist die Abwesenheit von Licht. Ja? Dies ist das Prinzip des Nicht-Streitens. Lass einfach das Licht deines Bewusstseins auf alles scheinen, und es gibt keine Dunkelheit. Es ist als wenn sie nie da gewesen wäre. Ein sehr wichtiger Teil unserer Praxis!
Okay. Lasst uns anfangen mit ein wenig Ki-Atmung…
(20 Minuten Ki-Atmung)
Streckt euch … Nun werden wir Ki-Meditation machen: Shuchu ho, Kakudai ho …
(17 Minuten Ki-Meditation)
Sehr gut. Nun machen wir Ganzkörper-Meditation …
(10 Minuten Ganzkörper-Meditation)
Vorhin sagte ich, dass wenn jemand denkt Harmonie könne nur existieren wenn da kein Konflikt ist, dann liegen sie so falsch. Wenn ich „falsch“ sage, dann meine ich sie wissen einfach nicht was sie tun. Sie verstehen nicht. Falsch ist nicht schlecht. Falsch heisst nur – wie Tohei Sensei immer sagte, falsch heisst wenn du nach Süden gehen willst aber du gehst nach Norden. Das ist falsch. Es ist nicht schlecht. Sobald du bemerkst dass Süden in diese Richtung ist, dann drehst du um und fängst an nach Süden zu gehen. Solange du in dem Prozess bist dahin zu gehen wohin du musst, und du weißt was du tust, its es nicht falsch. Ich hoffe ihr seht inwiefern das den Geist des Nicht-Streitens betrifft.
Ich würde gerne von jemand einen Kommentar dazu hören, oder wenn ihr eine Frage habt, ist das auch gut.
Schüler: Guten Morgen. Ich denke noch daran worüber du vorhin gesprochen hast, bezüglich die Dinge auf den Kopf zu stellen, okay? Darüber dass wir denken auf der einen oder der anderen Seite sein zu müssen, entweder richtig oder falsch, oder dieses oder jenes ist es, und dabei geht das völlig am Thema vorbei. Sehr schwer heraus zu finden wie man damit umgehen soll, aber ich würde gerne mehr darüber hören. Ich versuche nur zu sehen wie die zusammen passen. Dankeschön.
Kennt ihr Sokrates? Die Sokratische Methode? Es gibt eine Sokratische Methode und einen Sokratischen Dialog, und beide unterscheiden sich. Das ist wichtig in Bezug auf deine Frage. Die Sokratische Methode ist so, zum Beispiel, Sokrates sagte etwas positives über „Gerechtigkeit“, vielleicht zu jemand sprechend der eine Ungerechtigkeit begeht. Okay? Aber er verstand dass jeder denkt er ist gerecht mit dem was er tut. Nun die Sokratische Methode bedeutet, zu jemandem so zu sprechen dass man ihm hilft zu sehen, dass er auch an wirkliche Gerechtigkeit glaubt, so wie du. Du musst ihm nie sagen, dass er Unrecht hat. Niemand mag es gesagt zu bekommen, dass er Unrecht hat. Wenn dein Schild sagt „Du hast Unrecht“, dann bist du Teil des Problems. Das ist es was ich versuche zu sagen.
Es ist nicht so, dass du niemals eine Position einnimmst. Das ist eine wichtige Unterscheidung, denn es ist eine Erweiterung dessen worum es bei deiner Frage geht. Wenn dein Leben für Gerechtigkeit steht, dann musst du nicht für Gerechtigkeit eintreten. Wenn du für ein Problem stehst, wenn du persönlich für Ungerechtigkeit stehst, dann ist es egal was du tust, egal was du sagst – und es mag sich total gerecht anhören – es ist immer noch Unrecht, immer noch Ungerechtigkeit, denn das ist was du bist. Das ist es wofür du stehst. Wir haben heutzutage viele solcher Beispiele in den Nachrichten. Wenn du zum Beispiel ein Lehrer bist, und du siehst die Nachrichten, dann ist es wichtig in der Lage zu sein zu erkennen was helfen wird und was der Gruppe schaden wird. Das ist nicht leicht, denn die Nachrichten-Leute sind oft darüber verwirrt, neben den Leuten selbst um die es geht. Und wenn du ein Schüler bist solltets du auch hinschauen um zu sehen ob du verstehen kannst: Was ist das Problem und was ist die Lösung?
Jeder möchte von sich selbst als gerecht denken, aber nicht jeder ist in sich selbst mit Gerechtigkeit in Kontakt. Also bevor du aus deiner Tür gehst willst du sehr aufmerksam sitzen, tief eintauchen, dich selbst gewissenhaft studieren, und sicherstellen, dass du verstehst was du tust. Ansonsten tue gar nichts.
Okay. Jemand anders, bitte.
Schüler: Ich stecke fest bei der Bedeutung des Wortes “gegen”, wegen der derzeitigen Situation in Amerika. Ich bin definitiv gegen Polizei-Brutalität und Folter und Kindesmisshandlung. Und wenn du sagst, dass wir keine Position „gegen“ einnehmen sollen, nun, natürlich bin ich gegen diese Dinge. Und so stecke ich in meinem Geist fest und versuche heraus zu finden was du hier sagst.
Sokrates würde dich einfach fragen „Okay, ich verstehe du bist gegen diese Dinge. Wofür bist du denn?”
Schüler: Ich bin für Frieden und Liebe und Harmonie und Kooperation und Zusammenarbeit.
Und das sind die Dinge die einen Unterschied machen werden. Gegen die anderen Dinge zu sein wird überhaupt keinen Unterschied machen. Du wirst es nur schlimmer machen. Es ist als wenn du ins Feuer reingesaugt wirst, weißt du? Der Teufel bringt dich sozusagen in Versuchung jemanden zu finden der auf Streit aus ist. Die Menschen die gerne kämpfen wollen, dass du da bist und ihnen gegenüber trittst. Sie suchen nach jemand gegen den sie gehen können, weil sie nur glücklich sind, wenn sie in einem Konflikt sind. Sie fühlen sich nur erfüllt wenn sie in einem Konflikt sind. Und so sind Menschen die Power mögen und – oft willkürlich – Power einsetzen sehr glücklich, wenn du gegen sie kämpfst. Unser Präsident ist ein perfektes Beispiel. Er ist begeistert, wenn er jemanden beleidigen kann oder mit jemandem kämpfen kann. Wir schauen immer zu, und fragen uns wo das Positive ist? Was ist hier die Lösung? Sie ist nie da, denn das ist nicht der Zustand in dem sein Geist ist.
Koichi Tohei Sensei lehrt uns die Lösung zu repräsentieren, die Lösung zu sein. Das ist was „Ki fließen lassen“ bedeutet. Ich will nicht sagen, dass jemand schlecht ist weil er gegen jemanden kämpft. Es ist nur dass sie missverstehen. Das hilft nicht. Das wird nicht zum Frieden führen. Du magst Frieden, stimme für Frieden. Du magst Frieden, stimme nicht für Krieg. Versuche nicht jemand anderen zu stoppen, egal was sie tun. Es ist wie im Dojo, du versuchts nicht zu verhindern, dass sich der andere bewegt. Du bewegst dich mit ihm. Du wirst eins mit ihm, und dann löst ihr es gemeinsam. Das ist Ai-Ki-Do.
Ich habe das nicht nur zufällig thematisiert, sondern ich habe zuerst Tohei Sensei’s “Geist des Nicht-Streitens“ vorgelesen: Wenn wir nicht das was wir im Dojo lernen in unserem Leben anwenden… noch einmal, wir können nicht sagen das macht dich schlecht, aber vielleicht falsch wenn du nicht weißt was du tust. Was du tust muss nützlich sein und unterstützend und liebevoll und all die Dinge für die du stehst oder die du magst. Wenn du sie magts dann stehst du für sie ein. Du stehts nicht für was anderes. Wenn du keinen Krieg magst, dann gehst du nicht los gegen etwas, denn dann stehst du für Krieg. Das ist was Kämpfen ist, gegen etwas gehen. Das wird in in der Welt weitgehend nicht verstanden, und selbst in unserem eigenen Körper nicht.
Ich werde euch was erzählen, wenn ich darf. Ich muss eine Menge Emails schreiben, nicht nur für meine Arbeit sondern hauptsächlich wegen Aikido, an Menschen die eine Sache verstehen wollen. Wenn ich solche Emails schreibe muss ich in einem Zustand des Nicht-Streitens sein. Wenn ich etwas sage das wirklich nicht unterstützend ist, dann muss etwas in meinem Körper sagen „ugh”, etwas in meinem Körper muss schmerzen. Wir müssen in einen geistigen Zustand kommen der es uns sagt, wenn wir denken es wäre eine gute Idee mit demjenigen zu kämpfen weil wir nicht mögen was sie tun, dann hindert uns etwas im Körper daran. Wir müssen so in Geist-Körper Einheit sein, dass uns etwas im Körper daran hindert. Für unseren Körper sind die einzig gesunden Dinge zum Essen nur Harmonie, Liebe und Frieden. Wenn wir etwas Gegenteiliges essen macht es uns krank. In Ordnung?
Schüler: Vielen Dank, Sensei.
Möchte noch irgendjemand anderes etwas sagen?
Schüler: Also wenn du sagst du stehst für Frieden und Liebe und all das. Wie sieht es dann aus, wenn du in einer Situation bist in der jemand von jemand anderem missbraucht wird? Wie sieht es dann aus wenn du für Frieden und Liebe und all das stehst?
Das ist eine wirklich gute Frage, eine sehr oft gestellte. Kennst du die kleine Geschichte die Terry Dobson aufgeschrieben hat? Es ist eine tatsächlich passierte Geschichte – er war in einer U-Bahn und ein Betrunkener stieg ein. Dieser Betrunkene stieg in den Wagen ein und fing an die Leute zu belästigen. Und Dobson, der noch jung war, dachte „Ahh, eine Gelegenheit mein Aikido einzusetzen. Ich werde diesen Kerl überwältigen.“ Er fühlte sich im Recht, weil der Betrunkenen was Falsches tat und die Leute bedrohte. Er gerade als sich umdrehte und anfing auf den Kerl zuzugehen, da kam ein kleiner alter Mann auf den Betrunkenen zu und legte seinen Arm um ihn, fing an zu lachen als er sagte “Ich sehe dass es wirklich liebst Sake zu trinken. Ich auch, ich liebe Sake. Ich trinke Sake mit meiner Frau. Jeden Abend trinken wir ein paar Gläschen Sake, und wir entspannen uns uns genießen es wirklich. Es ist eine wundervolle Sache, denkst du nicht auch?“ Mittlerweile saßen sie nebeneinander und der Mann hatte seinen Kopf an der Schulter des alten Mannes und weinte. Okay? Das ist die Antwort auf deine Frage. Das ist Aikido, nicht was der Aikido Schüler machen wollte. Zugegeben, das ist sehr schwierig. Und das ist eine Art was-wäre-wenn Situation, und wir werden niemals wissen wie es sein wird wenn uns so etwas einmal passiert. Manchmal, unglücklicherweise, gibt es nichts was getan werden kann. Es liegt dann nicht in unserer Hand. Ist das okay?
Schüler: Hai. Ja, Sensei.
Schüler: Sensei, Danke dass ich was sagen darf. Hallo. Ich höre der Diskussion zu und denke ich verstehe und stimme dem zu was du sagst. Ich möchte aber eine Verbindung machen zu etwas was ich bei Tohei Sensei gelesen habe. Es ist am Ende seines Buches, “Die 13 Regeln für Lehrer”. Es geht um die Regel Nummer 9. Sie fängt an „Werde nicht wütend” usw. „Sei nur dann wütend wenn es um die Rechte der Natur geht oder dein Land in Gefahr ist.“ Dann sagt er „Konzentriere dich auf den Onepoint und werde vollständig wütend. Wisse, dass derjenige der sich leicht erzürnen lässt, in wichtigen Momenten dann den Mut verliert.“ Natürlich sehe ich, dass er eine Sache predigt, und diese dann gleich ausbalanciert indem er darauf hinweist, dass wir uns leicht etwas vormachen können und dann nicht mutig sind wenn es wirklich nötig ist. Aber warum denkst du betont Tohei Sensei die Rechte der Natur und die Wichtigkeit des Landes?
Nun, ich denke wir müssen uns für die Natur einsetzen und auch für unser Land einsetzen, und für unsere Gemeinde und für unsere Familie und für unsere Liebsten. Wir setzen uns für sie ein. Wir setzen uns für die Natur ein. Und ja, wir sind vielleicht auch unglaublich leidenschaftlich und sogar aufgebracht in unserem Körper, wenn diese wichtigen Dinge bedroht werden. Unser Körper könnte vor Gerechtigkeit brennen.
Tohei Sensei erzählte diese Geschichte über sich selbst. Er sagte als er noch jünger war kamen Eltern zu ihm und sagten „Der Lehrer unserer Kinder wendet die Prügelstrafe an. Er schlägt sie wenn er meint, dass sie sich nicht korrekt verhalten. Und wir wollen nicht, dass er das tut. Könnten Sie bitte mit ihm sprechen?“ Und er sagte „Das mache ich gerne. Schickt ihn zu mir.“ Nun, natürlich, wenn der Lehrer losgeschickt wird um Tohei Sensei zu treffen, dann ist er natürlich bereit für seinen Standpunkt zu streiten als er durch die Tür kommt. Tohei Sensei weiß, dass es so sein wird. Sofort bietet er ihm eine Tasse Tee an, spricht zu ihm sehr freundlich und sagt „Ich höre Sie glauben an die Prügelstrafe.“ Und der Lehrer sagt „Sie haben Recht. Das tue ich. Wenn diese Kids sich daneben benehmen, dann muss man ihnen ein paar Schläge verpassen. Das ist der einzige Weg, sie wieder zur Ordnung zu bringen.“ Tohei Sensei sagte „Oh, ich stimme Ihnen vollständig zu. Es ist sehr wichtig Kinder zu disziplinieren. Also machen Sie weiter so.“ Und der Kerl ist erstaunt und sagt „Was? Okay, nun, vielen Dank”. Und als er sich daran macht zu gehen, sagt Tohei Sensei „Einen kurzen Moment noch. Einen Moment noch. Würden Sie mir etwas versprechen bevor Sie gehen?“ Und der Mann ist nun bereit zu sagen „Alles. Egal was Sie wünschen.“ „Versprechen Sie mir nur, dass Sie niemals ein Kind schlagen wenn Sie Wut empfinden.“ Und der Lehrer sagte zu, und er schlug nie wieder in seinem Leben ein Kind.
Das ist es was Tohei Sensei meint wenn er sagt, dass man nicht einfach wahllos Wut in sich haben soll, nur aufgrund irgendwelcher alter Ursachen. Erkenne die Wut. Wenn das was gerecht ist beschmutzt wird, vielleicht wirst du dann ja sehr leidenschaftlich für Gerechtigkeit. Das bedeutet aber nicht, dass du dich selbst in deinen Feind verwandelst. Im Grunde, wenn diese Schulkinder sich falsch verhalten haben, dann empfand das dieser Lehrer als Angriff, und deswegen hat er sie geschlagen. Er machte einen Gegenangriff. Und da er groß und stark ist, müssen sie auf ihn hören.
Genauso verhalten sich die Länder dieser Welt. Aber das ist nicht „sich für sein Land einsetzen“. Das ist einfach nur ein anderes Land bekämpfen um die eigene Meinung durchzusetzen. Das ist das Gegenteil davon. Das repräsentiert nicht Gerechtigkeit oder Wahrheit oder Gleichwertigkeit. Nein, das ist das Gegenteil. Es zerstört das alles.
Schüler: Heißt das es gibt so etwas wie Absolutheit? Wenn hier dieses Level von Aggression ist, dann gibt es keine Diskussion und der einzige Ausweg sofern du nicht stirbst ist…?
Lass es mich so ausdrücken: Wir leben in einer Welt die aus Konflikt besteht. Du kannst nicht erwarten, dass es keinen Konflikt gibt. Es gibt genügend Menschen die das andere Land bekämpfen werden. Aber ich werde nicht dafür stehen, dass dies der Weg sei! Wenn sie mich bitten zu sprechen – das werden sie wahrscheinlich nicht – aber wenn sie mich bitten zu sprechen, dann würde ich stellvertretend für Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit und Wahrheit sprechen. Ich würde hoffen, dass ich auf der anderen Seite eine Person erreichen kann die zuhört, und dass wir einen Dialog starten können, und anfangen auf eine Art Lösung für das Problem hinzuarbeiten.
Persönlich würde ich keine Waffe in die Hand nehmen, egal was kommt. Das ist mein Verständnis vom Leben. Das hat mein Leben mich gelehrt, nicht nur Tohei Sensei, weißt du. Schau, gucke einfach nur einen Abend lang Fernsehen. Da ist Tohei Sensei’s Aussage direkt vor unseren Augen, jeden Abend. Die Welt läuft Amok und jeder kämpft gegen jeden. Alle liegen falsch, denn keiner weiß was er tut. Vielleicht nicht „keiner“, aber es scheint nicht sehr verbreitet zu sein. Nicht-Streiten scheint nicht sehr verbreitet zu sein da draußen im Bewusstsein der Menschen. Ich höre nicht, dass es vertreten wird. Aber es gibt in der Vergangenheit berühmte Menschen, wie Gandhi, es gab berühmte Praktizierende des Nicht-Streitens, die brilliant und leidenschaftlich und mitfühlend waren. Diesen Menschen haben wir zu danken.
Schüler: Dankeschön, Sensei.
Vielen Dank. Ich denke wir sind ein wenig über der Zeit, aber es hat sich wirklich gelohnt zu hören was ihr zu sagen hattet. Ich danke euch sehr, und bis zum nächsten Mal. Bye bye. Domo arigato gozaimashita.
(Online Training mit Christopher Curtis Sensei vom 28. Juni 2020, Übersetzung: Olaf T. Schubert)